Unternehmerwissen für Steuerberater & Steuerkanzleien

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Zurücklehnen und inspirieren lassen

Je mehr die Automatisierung voranschreitet, desto einfacher wird es für Steuerpflichtige ihre Einkommensteuererklärung selbst zu erstellen. Die Online-Angebote und Apps sprießen dabei nur so aus dem Boden. Auf tax-tech.de gibt es allein 20 Lösungen für Privatpersonen

Wie sieht die Kanzleiperspektive dazu aus? Zwei Standardreaktionen aus der Steinzeit geben auch hier die Alternativen vor – und beide sind sinnvoll und legitim: Flucht oder Angriff.  Beides ist strategisch in Ordnung. Hier geht es darum, sich dessen bewusst zu werden, wer die Zielgruppe in Zukunft ist.

Flucht

Sie akzeptieren, dass in Zukunft mit dem Ausfüllen von Steuererklärungen kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist und konzentrieren sich auf Unternehmermandate. Solange Mandanten noch bereit sind, Honorar dafür zu bezahlen, nehmen Sie den Umsatz natürlich mit. Ansonsten ist das für Sie aber ein Auslaufmodell.

Angriff

Sie überlegen, welche Beratungsansätze ein Einkommensteuermandat grundsätzlich bietet und eröffnen ein neues Geschäftsfeld: Familien-Finanzen (das ist hier als Arbeitstitel zu verstehen und soll einfach das Beratungsfeld beschreiben)

Der Marketing-Vorteil: Sie haben bereits den Kontakt und der Mandant vertraut Ihnen. Sie haben also die Chance, Zusatz- bzw. neue Leistungen anzubieten.

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Bei jedem Ansatzpunkt ist jetzt die Überlegung, welche Unterstützung kann ich bieten oder wo ist ein Netzwerk sinnvoll, das ich einbinden kann. Natürlich sollen und werden Sie keine Finanzprodukte oder Versicherungen verkaufen. Doch beispielsweise beim Thema Vorsorge die Konsequenzen von Nicht-Versichert sein aufzuzeigen, ist auch schon eine wertvolle Information.

Ein schönes Beispiel dazu liefert die AICPA, die amerikanische Steuerberaterkammer: Ursprünglich unter dem Titel „Feed the Pig“ werden jetzt Tipps, Rechner und Informationen rund um die privaten Finanzen auf „360 Degrees of Financial Literacy“ (frei übersetzt „Rundumblick Finanzkompetenz“) geboten. Die Botschaft der StB-Kammer dazu lautet: Amerikanern dabei helfen, ihre persönliche Finanzsituation in jeder Lebensfrage zu verstehen. Und die „versteckte“ Botschaft natürlich: übrigens, wenn Du selbst nicht weiterkommst, frag einen Steuerberater.

Drehscheibe für familiäre Finanzfragen

Die Kanzlei ist in diesem Fall die Drehscheibe und erste Anlaufstelle für alle familiären Finanzfragen.

Wie könnte das Honorarmodell dazu aussehen? Warnhinweis: Bitte lesen Sie jetzt nur weiter, wenn Sie wirklich progressiv denken und bereit sind Vergütungsvereinbarungen außerhalb der StBVVO zu treffen:

Ein Mandant, der heute € 600 für die Einkommensteuererklärung bezahlt, zahlt auch weiterhin diesen Betrag, allerdings als monatliche Flatrate mit € 50,-.

Darin enthalten ist die Erstellung der Steuererklärung plus 4 mal jährlich per Mail Tipps rund um Finanzen und Steuern (für Privatpersonen) und eine Beratungs-„Hotline“, bei der Anfragen zur Ersteinschätzung von Sachverhalten oder finanziellen Entscheidungen gestellt werden können. Je nach Sachverhalt kann die Antwort dann direkt gegeben werden, es wird ein Beratungsauftrag generiert oder an einen Netzwerkpartner verwiesen.

Fazit: Wenn Sie Einkommensteuer-Mandate haben, lässt sich das als lukratives Geschäftsfeld aufbauen. Entscheidend ist Ihre Strategie und Zielgruppen-Fokussierung.

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