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Zurücklehnen und inspirieren lassen

Die neuen Generationen sind anders? Die alten auch!

Über die Unterschiedlichkeit der Generationen wird derzeit viel geschrieben und diskutiert.

Und gerade über die jungen Generationen wird auch gerne mit einem negativen Tenor berichtet. Die Ansprüche seien hoch, die Leistungsbereitschaft aber niedrig. Kaum im Beruf wird über Sabbaticals nachgedacht. Die Aufmerksamkeitsspanne wird immer kürzer. Sie sind selbstzentriert, respektlos und wollen ständig gelobt werden. Die Millenials – auch Generation Y genannt-, also die zwischen 1980 und 1996 Geborenen, werden auch gern als „Generation Selfie“ tituliert.

So, ich hör jetzt mal auf. Sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Seit Anbeginn der Menschheit – also jedenfalls gefühlt, ich war nicht dabei – gab und gibt es immer zwei Gruppen von Menschen. Die einen freuen sich wenn es der nächsten Generation besser geht und sie es leichter haben, die anderen ….

Ich selbst gehöre knapp auch noch zu den Babyboomern (bis 1965 geboren).

Und ich halte mich für einen durchschnittlichen Vertreter dieser Generation.

Ganz ehrlich, wenn man „uns“ manchmal so reden hört, könnte man denken, wir haben immer nur an die Arbeit gedacht, kaum Ansprüche geäußert, alle Freizeitaktivitäten bis zur Rente aufgeschoben, und wir haben alle die Odyssee in einem durch gelesen – in der altgriechischen Originalversion natürlich. Oh, und ich hätte fast die inneren Werte vergessen, die uns ja ach so wichtig sind.

Und wenn ich mir in unseren Familienalbum die unvermeidlichen, mit dem Selbstauslöser der Kamera geschossenen Bilder der Familie unter dem spärlichen, mit Lametta behangenem Weihnachtsbaum vor gruseligen Gardinen ansehe … soo neu sind Selfies nun auch nicht.

Wenn man sich unsere Welt so anschaut, nachdem wir Babyboomer unseren großen Einfluss genommen haben …

Hmm, da ist dann wohl doch mal bei allen Generationen eine etwas differenziertere Sichtweise angebracht.

Der erste Schritt: Verstehen statt bewerten

Angela und ich waren letzte Woche mal wieder in London – die Jahrestagung unseres Partnernetzwerkes „2020-Group“ lassen wir uns selten entgehen.

Dieses mal im Queen Elisabeth II Kongresscenter mitten in Westminster – also im Zentrum des Brexit-Geschehens.

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Sieht ja fast so aus als würde der Turm des Parliament schon wackeln 😉

Der wirklich spannende Vortrag war dann der von Dr.Eliza Filby, ihres Zeichens Expertin für „Generations-Intelligenz“. Es war wirklich einer der besten Vorträge, die wir seit langem gehört haben – und wir hören viele…

Ich kann das nicht nacherzählen – wer sie „live“ erleben will, findet auf Youtube Videos von ihr. Zum Beispiel dieses.

Und Ihre Wertungsfreiheit bei der Betrachtung der Generationen hat mich besonders beeindruckt. Wissenschaftler sollten so sein – sind es aber oft nicht, wenn sie dann im Fernsehen interviewt werden.

Es geht eben nicht darum, darüber zu diskutieren, welche Generation „besser“ ist oder welche Generation „Recht“ hat. Es geht um das Verständnis der unterschiedlichen Bedürfnisse.

Denn: Unsere nächsten Mandanten (und Mitarbeiter) sind schon oder werden bald Millenials sein. Aus meiner Sicht haben wir zwei Möglichkeiten:

1. Wir warten darauf, dass sich die neue Generation unseren Wünschen anpasst.

2. Wir überlegen, wie wir die Bedürfnisse der Millennials in unser Geschäftsmodell und unsere Dienstleistungen integrieren, um sie als Kunden zu gewinnen und zufrieden zu stellen.

Der Millenial als Kunde

Was ist den Millenials als Mandant wichtig?

Drei Aspekte sind mir aus dem Vortrag besonders in Erinnerung:

1. Zeit ist Geld

Millenials sind „always on“. Sie tanzen auf vielen Hochzeiten. Haben neben dem Job oft noch Nebentätigkeiten. Also: Sie haben keine Zeit.

Unsere Hauptaufgabe bei Buchführung und Co ist also:

Dem Mandanten Zeit sparen

Wahrscheinlich ist mir das so deutlich in Erinnerung geblieben, weil ich selber immer sage: Es geht nicht darum, dass der Mandant uns das Leben einfach macht. Es geht darum, dass wir dem Mandanten das Leben einfach machen.

2. Sicherheit in finanziellen Dingen

Millenials haben die Finanzkrise hautnah mit erlebt. Unser Vertrauen in Banken, Börse und Co ist stark erschüttert, ihres konnte sich nicht einmal aufbauen. Unsere Renten sind gesunken, ihre sind gefühlt nicht vorhanden.

Unsere Aufgabe: Aufklärung und Hilfestellung bei den Finanzen – von den für uns selbstverständlichen Grundlagen bis hin zum Vermögensaufbau.

3. Face to face

Heute besteht Luxus darin, sich Waren und Dienstleistungen aus dem Westen leisten zu können (der Welt, nicht aus Westdeutschland). Die Masse muss sich mit Dingen Made in Far East zufrieden geben.

In der Zukunft besteht Luxus darin sich nicht nur Dinge leisten zu können hinter denen ein Algorithmus steht, sondern „Premium“ bedeutet Waren und Dienstleistungen konsumieren zu können, die von echten Menschen hergestellt und erbracht werden.

Da lacht das Baby-Boomer-Herz doch, oder?

Der persönliche Kontakt ist den Millenials (und übrigens auch der folgenden Generation Z) immens wichtig.

Und das meint wirklich: Wir kommunizieren und sind dabei körperlich im selben Raum anwesend. Jedenfalls für wirklich wichtige und vertrauliche Gespräche. Nicht für Belangloses natürlich – da muss es dann schon Whats App und Co sein.

Fazit:

Wenn Sie die Millenials als Mandanten gewinnen wollen, sollten Sie nicht darauf warten, dass sie ihre Erwartungen herunter schrauben und sich dann auf Ihre Arbeitsweise einstellen.

Genau betrachtet hat das aber mit keiner Generation je funktioniert.

Mein Tipp: Schalten Sie ihr „Bewertungs- und Arroganz-Modul“ einfach ab und lassen sie sich aktiv auf die neuen Generationen ein.

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