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Steuerfachangestelltengehalt

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Gehaltsverhandlungen stehen gerade nicht ganz oben auf der Wunschliste von Kanzleien. Die Forderungen werden teilweise als astronomisch oder zumindest als nicht darstellbar, ganz häufig als unvereinbar mit dem vorhandenen Honorarniveau empfunden. Und das unabhängig von der Region.

Ist das Gehalt der Steuerfachangestellten zu niedrig?

In der Vergangenheit? Ja. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass unsere Honorare in der Regel viel zu niedrig waren. Und was nicht verdient wird, kann nicht geteilt werden.
Heute? Nicht mehr überall. In den letzten 5 Jahren ist das Gehaltsniveau moderner Kanzleien bereits stark gestiegen. Vor ein paar Jahren habe ich noch gesagt: Eine gute Personalkostenquote in einer Standardkanzlei liegt bei unter 40 % (Standardkanzlei: 1 bis 2 Partner und 10 – 20 Mitarbeiter). Diesen Wert sehe ich in Kanzleien heute nur noch selten. Das geht eher an die 50 %, ab und an auch darüber. Prinzipiell natürlich kein Problem, wenn die Ausgangsgröße (Umsatz) stimmt.

Steuerfachangestelltengehalt - eine Ist-Aufnahme

Recherche Steuerfachangestelltengehalt

Bei der Recherche für unser Webinar zum Thema Gehaltsmodelle im September (siehe unten) hatte ich gleich bei den ersten Treffern einen AHA-Effekt.
Ich habe übrigens mal ganz konventionell mit Google selbst gesucht ohne ChatGPT 😉
Nach der Eingabe: “Wie viel Gehalt bekommt ein Steuerfachangestellter?“ gab es satte 470.000 Ergebnisse.
Die Treffer auf der 1. Seite überraschten mich erst mal nicht: Steuerfachschule Endriss (guter Job!) , Stepstone und Co.

„Brigitte“ als Gehaltsberaterin

Witzig: Sogar in der „Frauenzeitschrift“ Brigitte gibt es dazu einen Treffer, allerdings aus 2019.

Was ich allerdings schmerzlich vermisst habe: Treffer wie „Steuerberaterkammer“ oder „Steuerberaterverband“. Unsere Berufsvertreter haben da aus meiner Sicht noch erheblichen Nachholbedarf. Erst bei der konkreten Suche mit den Begriffen Kammer/ Verband gab es einzelne Treffer – dann meist mit dem Thema Azubi-Gehälter.

Als bekennender Ruhrpottler sag ich mal: So wird dat nix.

Steuerfachangestelltengehalt ist … unterschiedlich

Natürlich gibt es nicht d a s Gehalt. Welche Faktoren spielen eine Rolle: Die wichtigsten sind immer noch: Arbeitszeit, Titel, Region, Berufserfahrung und Kanzleizugehörigkeit. Und jeder dieser Faktoren hat seine Berechtigung bei der Höhe des Gehaltes.

- Arbeitszeit

Gibt es Mitarbeitende, die dieselbe Arbeit in der Hälfte der Zeit erledigen wie andere es tun? Partiell schon, auf die gesamte Arbeit gesehen eher nicht. Die Arbeitsgeschwindigkeit allein sagt sicher nichts über die Qualität der Arbeit aus.

- Titel

Die Berufsbezeichnung lässt entsprechendes Fachwissen (und tatsächlich nur dieses) vermuten. Neulich sagte mir ein Steuerberater: „Ach, wissen Sie Frau Schneider, wo heute Fachangestellter drauf steht, ist nicht immer einer drin.“ Solche Aussagen machen mir Sorge. Zumal ich öfter in meinen KanzleiEntwicklungCoachings solche Statements höre. Merke: Die Berufsbezeichnung alleine ist kein Kriterium für die Qualität der Arbeit. Zusatzqualifikationen wie Buchhaltroniker ® und Co stehen heute zurecht hoch im Kurs – aus meiner Sicht liegt der Fokus manchmal heute zu sehr auf der Digitalisierung – der fachliche Aspekt gerät in den Hintergrund. Hier ist Gleichgewicht angesagt – und zwar auf Dauer bei jedem Teammitglied.

- Region

Ja, in München, Frankfurt und Düsseldorf sind die Gehälter höher als anderswo. Die Schere hat sich allerdings etwas geschlossen. Der Grund: bundesweit steigende Mieten und nun auch die allgemeine Preissteigerung. Wenn ich Mitarbeiterin wäre, würde mir folgendes Modell gefallen: Homeoffice in Kappeln an der Schlei mit günstigen Lebenshaltungskosten und toller Natur, arbeiten für eine Münchner Kanzlei. 😎

- Berufserfahrung

In Zeiten stetiger Veränderung ist auch Berufserfahrung nicht mehr der Garant für Qualität. Im Gegenteil werden die älteren MitarbeiterInnen häufig als „Baustelle“ gesehen. Hier zeigt sich wieder der Fokus auf die Digitalisierung. In modernen Kanzleien kommt dazu, dass die „reine Deklaratorik“ von einer zunehmenden Konzentration auf das, was nach der Deklaratorik kommt weicht: der Beratung. Und obwohl man uns seit mindestens 20 Jahren erzählt, die betriebswirtschaftliche Beratung ist der Heilsbringer, haben weder die Kanzleien selbst, noch die duale Ausbildung oder die Fortbildungsinstitute rechtzeitig entsprechende Angebote bereit gestellt. Zum Punkt Berufserfahrung gehört selbstredend, dass Du Deinem gut ausgebildeten Mitarbeiter die Chance gibst, sein Wissen anzuwenden. Wenn Du den Papst zum Straßenfegen einteilst …

- Kanzleizugehörigkeit

Hier geht es um Erfahrungswissen der anderen Art: Wie läuft es genau in dieser Kanzlei. Wie gut sind Kenntnis vom und Beziehung zum Mandanten. Ein wichtiger Faktor, der oft unterschätzt wird. Kanzleien, die schon von der größeren Fluktuation oder schnellem Wachstum betroffen sind (und die Zahl wächst), wissen davon ein Lied zu singen, immer wieder neue Mitarbeiter an dieser Stelle an Bord zu holen.

Steuerfachangestelltengehalt ist … Ergebnisvergütung

Eigentlich haben wir in unserer Branche Glück: Wer außer uns hat so ein planbares Unternehmen? Stetige Nachfrage, jeden Monat dieselben Tätigkeiten, treue Stammkunden, … Natürlich „jammern“ auch wir gerne … Die wirtschaftliche Sicherheit, die unser Job bietet, ist vielleicht noch mit Ärzten, Bestattern oder Schornsteinfegern vergleichbar. Also mit Branchen, für die der Staat über Berufsprivilegien dafür sorgt, dass sie Monopol ähnlich agieren können.

So, nachdem ich mich jetzt mal wieder unbeliebt gemacht habe. Natürlich gibt es Herausforderungen.
Auch hier: Eigentlich ist es doch ganz einfach: Gehalt gibt es dafür, dass die oder der Mitarbeiter einen vereinbarten Arbeitsumfang in der definierten Qualität bis zu einem bekannten Termin erledigt.

Den Denkhebel hier von „Zeit“ auf „Ergebnis“ umzulegen ist aus unserer Sicht der entscheidende Schritt zu einem modernen Gehaltsmodell.

Exkurs: Benchmark

Bei dieser Gelegenheit noch eine Veränderung der Benchmarks: Eine MitarbeiterIn soll 3 x ihr Gehalt verdienen? Leider wackelt auch dieser Benchmark gewaltig. Wobei: In den meisten Kanzleien wurde diese Quote meines Wissens in der Vergangenheit eh nur in Ausnahmefällen erreicht.

Heute gehe ich eher von einer guten Quote aus, wenn ich eine „2,5“ sehe. In konkreten Zahlen: Das Durchschnittsgehalt liegt momentan bei etwa 40.000 Brutto. Der Umsatz müsste also bei 100.000 € liegen. Bei 40 Stunden/ Woche und 70 % produktiver Zeit und einem Honorarstundensatz von durchschnittlich 100 € kein Problem oder (das Thema Controlling und Benchmark werden wir im November-Webinar neu beleuchten).

Steuerfachangestelltengehalt ist … Mitarbeiterhonorar

Ich finde ja immer, ein veränderter Blickwinkel hilft. Also gleich noch einer 😇
Betrachten wir doch die Gehaltssituation mal unter folgender Perspektive:
Mitarbeitende bieten ihre Dienstleistungen an – ja, ich weiß, das fühlt sich aktuell etwas anders an. Wir bieten unsere Stellen wie sauer Bier an. Seis drum, lass Dich einfach mal auf das Gedankenspiel ein. Dafür möchten unsere Mitarbeitenden ein angemessenes Honorar – so weit so richtig.

Steuerfachangestelltengehalt - das Honorarmodell

Wie könnte ein „Honorarmodell“ für Mitarbeiterdienstleistungen aussehen? Als Honoraroptimistin „predige“ ich ja immer: Ein Honorarmodell hat vier Komponenten:

  • Preis „Sie investieren“
  • Nutzen „Sie profitieren“
  • Inhalt „Sie erhalten“
  • Spielregeln der Zusammenarbeit: „Sie halten sich an …“

Gerade der letzte Punkt wird gerne vergessen, dabei entscheidet er zu einem wesentlichen Teil darüber, ob das Ergebnis der Dienstleitung den Erwartungen beider Seiten entspricht.

Tipp

Spiel dieses Modell mal für einen Mitarbeiter durch – und nimm als erstes eine MitarbeiterIn, mit der Du sehr zufrieden bist (Du weißt schon: positive Psychologie).

Steuerfachangestelltengehalt - Dienstleistungspakete?

Hmm, viele Kanzleien bilden ihre Dienstleistungen gern über Pakete ab. Fibu Standard, Komfort, Premium? Geht das auch für Steuerfachangestelltenhonorare?
Unsere Idee mal ganz grob.

Paket Gehalt Aktiv (inaktive Mitarbeitende wollen wir ja nicht 😇)

  • Preis: Durchschnittsgehalt
  • Nutzen: zuverlässige Erstellung nach Qualitäts- und Terminvorgaben – Basis für Beratung stimmt
  • Inhalt: Im Wesentlichen „einfache“ Deklaratorik (Rewe, EÜ, Lohn, Steuern)
  • Spielregeln: Hier könnten Punkte wie: Arbeitsplanung, Team-Integration, Kommunikation Ergebnisfortschritte, …stehen

Paket Gehalt Aktiv plus

  • Preis: 20 % über Durchschnitt (der Kanzlei)
  • Nutzen: zusätzlich Beratungsassistenz – Chefentlastung
  • Inhalt: zusätzlich anspruchsvollere Deklaratorik (Jahresabschlüsse KapGes/ PersGes/ bestimmtes Branchenwissen je nach Kanzleischwerpunkt)
  • Spielregeln: zusätzlich z. B. BWA/ Bilanzbesprechung mit Mandanten

Paket Gehalt Aktiv Premium

  • Preis: 40 % über Durchschnitt
  • Nutzen: zusätzlich anspruchsvolle Beratungsaufgaben – Chefentlastung
    Dazu findest Du mehr in unserem Blogbeitrag: Vom Mitarbeiter zum Mitberater
  • Inhalt: (NettolohnOptimierung, Einrichtung Kostenrechnung, Soll-Ist-Vergleiche, …)
  • Spielregeln: aktives und selbständiges Lernen, Projektverantwortung bei Einführung neuer Dienstleistungen, …

Da geht natürlich noch mehr: Gehalt Aktiv Digital oder Gehalt Aktiv Assistenz sollen als Stichworte hier mal angesprochen sein.
Über die fachlichen Inhalte, auf die ich mich hier zunächst mal konzentriert habe, gilt es die beiden anderen Bereiche noch mit einzubeziehen: Den Bereich der Digitalisierung und den Bereich der sozialen Erwartungen an Kommunikation und Co.

Im Endeffekt gibt Dir dieses Gedankenspiel die Möglichkeit, Deine Erwartungen an Deine MitarbeiterInnen klar zu definieren. Denn wie war das: Nur der bekommt, was er will, wenn er es sagt.

Fazit: Steuerfachangestelltengehalt ist … ergebnisorientiert und skalierbar

Die moderne Welt braucht moderne Gehaltsmodelle. Ein Grund: Du kannst Dich heute im Recruiting mit frischen Ideen besser von anderen abheben und so auch mehr Aufmerksamkeit erreichen.
Der aus meiner Sicht wichtigere, weil nachhaltig in die Zukunft wirkende Grund ist: Klarheit. Klarheit eben nicht nur über die Höhe der Überweisung am Ende des Monats, sondern Klarheit über die gegenseitigen Erwartungen.
Die simple Formel ist: „Wer macht was bis wann und wie.“ Die Herausforderung: Diese Formel konkret in der Kanzlei mit Inhalt zu füllen.

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Hinweis auf unser aktuelles Webinar 

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Frische Gehaltsmodelle
am 21. September 2023

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