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Kind hält sich die Hände vors Gesicht

Fehler? Welche Fehler?

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Hilft ein Fehlermanagement gegen Fehler?

Habt Ihr in der Kanzlei ein Fehlermanagement? Wenn Du jetzt nickst, ist die nächste Frage die spannendere:

Und, funktioniert es?

Funktionieren im Sinne von:

  • die Mitarbeiter melden aktiv ihre Fehler
  • regelmäßig wird darüber gesprochen
  • die Erkenntnisse fließen unmittelbar in die Prozesse ein und alle lernen daraus
  • alle finden dieses System hilfreich und schätzen es als Instrument zur Weiterentwicklung

Liebst Du Fehler?

In der Prozessoptimierung gibt es unterschiedliche Forderungen mit Fehlern umzugehen. Zum einen wird gern davon gesprochen, Fehler zu lieben, weil sie einen doch weiterbringen. Auf der anderen Seite gibt es die „Null – Fehler – Toleranz“.

Was denn nun? Zuerst einmal: Niemand „liebt“ Fehler. Im Gegenteil. Jeder von uns ist durch seine Erfahrungen mit Fehlern geprägt – und zwar schon im Leben v o r der Kanzlei.

Da kommt es tatsächlich ganz nach Sigmund Freud auf die Erfahrungen schon als Kind an. Wie sind die Eltern mit Fehlern ihrer Kinder umgegangen? Eher „fehlerfreundlich“ nach dem Motto: „Macht ja nichts, nächstes Mal klappt es besser – ich zeige Dir wie…“ oder mit Schuldzuweisungen und persönlichem Herabsetzen: „Was hast Du denn nun schon wieder angestellt…“.

Allein das Wort „Fehler“ ist dann für manche schon ein Stressfaktor. Deswegen wird dieses Wort auch gerne vermieden … insbesondere, wenn es um „persönliche“ Fehler geht.

Tipp: Finde einen positiv besetzten Namen

Auch wenn es vielleicht banal oder albern klingt: Worte haben Bedeutung. Und weil der Begriff Fehler so stark negativ aufgeladen ist, hilft es im ersten Schritt bereits, das Fehlermanagement umzubenennen.

Begib Dich am besten mit Deinem Team auf die Suche nach einem neuen Namen. Hier ein paar Beispiele, die uns gut gefallen:

  • Die Hoppala-Info oder Uupsi-Meldung – das nimmt dem Fehler schon mal das Drama, denn so ein Hoppala passiert eben und nimmt niemand übel
  • Kein Bock auf Böcke – das entlockt schon mal ein Schmunzeln, wenn Du in diesen Ordner die Fehlermeldung abspeicherst
  • Ich habe mir von ChatGPT noch ein paar humorvolle Namen geben lassen und habe mich köstlich amüsiert:
    • „Pannenparade“
    • „Fehlerfestival“
    • „Patzer-Polka“
    • „Misserfolgsmanagement-Marathon“
    • „Desaster-Detektive“
    • „Fauxpas-Fixierer“
    • „Pleiten-Polizisten“
    • „Katastrophen-Kontrolleure“
    • „Fehlerfeger“
    • „Scherben-Sammler“

Die Patzer-Polka, Desaster-Detektive und Fauxpax-Fixierer sind definitiv meine Favoriten 😉

Und wie geht Ihr mit den Fehlern um?- hoppla, das heißt ja Hoppalas 😉

In jeder Kanzlei passieren solche Fehler – nicht jeder ist fachlich überall fit, und nicht jeder ist auch jeden Tag 8 Stunden voll konzentriert.

Und für niemanden ist es eine Freude mit Fehlern umzugehen. Ignorieren ist aber auf keinen Fall die Lösung.

Ziel ist es, zukünftige Fehler so gut es geht, zu vermeiden.

Die meisten Kanzleien haben mittlerweile so etwas wie ein Qualitätsmanagement. Das muss nicht unbedingt eine DIN ISO Zertifizierung sein.

Die Prozesse sollten aber in ihrem Ablauf, den Zuständigkeiten und den in der Kanzlei dazu vorhandenen Arbeitshilfen wie Tools, Dokumenten-Vorlagen und Checklisten klar dokumentiert sein.

Wenn dann Fehler passieren, könnt Ihr sie dem jeweiligen Prozess zuordnen und schauen, welche Maßnahmen Ihr ergreift, damit dieser Fehler nicht noch einmal passiert.

Du kannst und sollt natürlich nicht für jeden Fehler einen komplizierten Verbesserungsprozess starten. Nicht jeder Fehler ist so wichtig, dass er sofort bearbeitet werden soll.

Die DARUM-Methode hilft bei der Entscheidung, was mit dem Fehler passiert

Der Fehler wird bei dieser Methode folgendermaßen bearbeitet:

D = Dokumentation

Was ist passiert – keine Prosa bitte. Eine knappe Beschreibung des Sachverhalts.

A = Auswirkung

Welcher Prozess ist betroffen? Welcher Kunde der Kanzlei ist betroffen? Unter Kunde verstehen wir hier einen sehr weiten Begriff: Jeder, der von der Kanzlei etwas erwartet ist ein potenzieller Kunde. Also nicht nur der Mandant selbst, auch Bank, Finanzamt, Sozialversicherung und Co. Auch intern in der Kanzlei gibt es „Kundenbeziehungen“: Die Bilanzsachbearbeiterin erwartet etwas vom Fibusachbearbeiter, die Chefin vom Sekretariat – und umgekehrt.

R = Risikoeinordnung

Das Herzstück der DARUM – Methode. Um die Prioritäten klar zu setzen, brauchst Du hier sinnvollerweise zwei Kriterien:

  1. Kriterium:  der Auswirkungsgrad. Wie hoch ist die Auswirkung in Bezug auf Geld, Mandantenbindung und Image der Kanzlei?
    Ein Fehler mit Außenwirkung hat eine höhere Bedeutung und Dringlichkeit als ein rein interner Fehler.
  2. Kriterium: die Wiederholungsgefahr.

Wie wahrscheinlich ist die Wiederholung? Mit diesem Kriterium kannst Du die „Dramatik“ des Fehlers sehr schnell einordnen. Das trägt auch zur Beruhigung des Pulsschlags bei 😉

Es gibt richtig schlimme Fehler: Da geht eine BWA an eine falsche Adresse – GAU: an den Konkurrenten. Oder – wie bei uns in der Kanzlei wirklich passiert: Der ESt-Bescheid geht ausschließlich an die Familienadresse, obwohl der Ehemann schon ausgezogen ist …

Bei solchen Fehlern muss die „Maschinerie“ der sofortigen „Heilung“ und der Vermeidung für die Zukunft sofort anlaufen. Und inzwischen auch ein DSGVO-Verstoß gemeldet werden.

Gott sei Dank passieren solche Fehler selten und sorgen dann aufgrund der heftigen Auswirkungen selbst schon dafür, dass sie in dieser Form nicht so bald wieder vorkommen.

U = Ursachen

Bevor Du Dich in die Maßnahmenergreifung stürzt, schau kurz, woran es liegt.

In der Regel gibt es hier 4 grundsätzlich mögliche Ursachen:

  • „Maschinen“ 
    Bei Euch also die EDV
  • Methoden
    Eure Prozesse und Arbeitsweisen stimmen an dieser Stelle nicht.
  • Menschen
    Chef, Mitarbeiter oder Mandant – irgendjemand hat „gepatzt“.
  • Kommunikation
    Gar nicht, unvollständig, zu spät, nicht verständlich, … – die Liste der Kommunikationsfehler ist nahezu unendlich

Zur tieferen Analyse bietet sich hier die „Fischgrätmethode“ an. Hier wird die Frage nach dem Warum immer feiner verästelt.

Kommt im ersten Schritt heraus, dass z. B. die Technik der Verursacher ist, wird wieder warum gefragt. Und zwar so lange bis die wirklich zugrunde liegende Ursache gefunden ist. 

Das kann dann so aussehen:

Fischgrät-Technik

M = Maßnahmen

Jetzt geht es darum, die notwendigen Maßnahmen zur zukünftigen Fehlervermeidung zu finden. Diese bauen natürlich auf den Erkenntnissen bei den Ursachen auf.

Bitte vermeidet hier folgenden Fehler (also der Fehler beim Fehler ;-)):

Wenn ein Fehler am mangelnden Fachwissen oder der Motivation des Sachbearbeiters liegt, werden in der Kanzlei gerne die Checklisten für alle angepasst.
Damit entsteht bei den Mitarbeitern insgesamt ein Gefühl des Generalverdachtes, ihr „bestraft“ alle und bläht Eure Checklisten damit über Gebühr auf.

Handelt es sich um einen solchen „persönlichen“ Fehler muss dieser auch persönlich gelöst werden – sei es durch Fortbildung oder einem Kritikgespräch.

Fazit

Das hört sich vielleicht formalistisch, kompliziert und langwierig an? Probiere es einfach  mal aus und zeige diesen Artikel Deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Denkweise hinter der DARUM – Methode geht sehr schnell in Eure DNA ein und Ihr wendet die Fragestellungen „automatisch“ und sehr schnell an.

Und den richtig großen Aufwand machst Du Dank der Risikoeinordnung nur für die wirklich bedeutsamen Fehler…

Im delfi-net Steuerberater-Netzwerk nutzen wir dafür das DARUM – Formular, dass Du gern bei uns per Mail anfordern kannst: service@kanzleioptimisten.de Betreff: DARUM

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vom 19. April 2023

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